Juist. Ziemlich flach hier, wenn eine Stunde vor HW durchgängig nur 80cm Wasser im Yachthafen verfügbar sind. Der Hopperbagger Seekrabbe beginnt dann abends auch mit Wasserinjektionsarbeiten in der Zufahrt.
Am nächsten Morgen bei der Weiterfahrt im Prickenweg taucht die Norddeicher Fähre aus einem unerwartet westlichen Winkel auf. Fahren die quer über die Wiese? Ist das ein unbezeichnetes Privatfahrwasser? Als Skipper zweifelt man am eigenen Kartenwerk – zugegeben, es stammt auch nicht aus diesem Jahr. Manches hat sich verändert: Die Existenz des Norddeicher Wattfahrwassers (in Richtung Osterems) ist schon seit 2014 Geschichte, aber auch das Nachfolge-Fahrwasser (das Brandergat) ist 2017 nicht wieder ausgelegt worden.
Auf den bei JuistNews veröffentlichten Luftbildern des Juister Watts des Fotografen Hero Lang fällt tatsächlich eine in der Gewässermorphologie eher selten anzutreffende schnurgerade Rinne auf, wie auch hier und auf diesem Exemplar.
Sie ist auch in Google Earth sichtbar. Der sogenannte „Wattenrat“ hat dies aufgegriffen: Man berichtet im Blog über ein an die Nationalparkverwaltung gerichtetes Schreiben mit der Mutmaßung, es „soll eine Reederei mit ihren Frachtschiffen und am Heck angebrachten Dalben (große Holzbalken) eigenmächtig eine neue Fahrrinne von West nach Ost durch das Watt gepflügt haben, die auch die Wege für die Schiffe verkürzt“. Der Pressesprecher der Reederei hält das wiederum für eine abenteuerliche Behauptung. In der Tat und abgesehen von der Auffälligkeit (und Schwimmfähigkeit) von quer oder längs nachgeschleppten „Dalben“: Wenn es keinen belastbaren Anscheinsbeweis für Eggvorrichtungen gibt, so betritt der Wattenrat mit der schlichten Anführung von Gerüchten Dritter einen schmalen Grat.
Auf jeden Fall ein schönes Beispiel für die Interaktion zwischen Schiff und Sohle in einer flachen Wasserstraße, nachgerade eines von philosophischer Dimension: Wege entstehen, indem man sie benutzt.